US-Coast Guard 44ft Motor-Lifeboat
USCG 44329 "Manasquan Inlet"

Das Original
 


Technische Daten:

Länge:        13,4 m
Breite:           4,4 m
Tiefgang:      1,2 m

Antrieb: 2 Schrauben
Geschwindigkeit: 15,4 Knoten

Die Rettungskreuzer der U.S. Coast Guard wurden Anfang der sechziger Jahre gebaut. Dabei flossen die Erfahrungen, welche mit den Rettungskreuzern der DGzRS gemacht wurden, mit ein. Dies erklärt auch die sehr ähnlichen Formen der Rümpfe.

Insgesamt wurden über 100 Schiffe dieses Typs gebaut. Einige wurden in modifizierter Form auch für den Rettungsdienst Großbritanniens (RNLI) als Waveney-Typ in Dienst gestellt, sowie für weitere Rettungsdienste in anderen Ländern.

Viele interessante Informationen über die Originale der 44ft-Lifeboats und deren Verbleib gibt es hier. (Seite auf Englisch).


Das Modell
 


Technische Daten:

Länge:        73 cm
Breite:         22 cm
Tiefgang:      6 cm
Gewicht:    ca. 3,2 kg

Antrieb:  2 x Mabuchi 540/ 6 Volt
Geschwindigkeit: ca. 6-8 km/h

Funktionen:
- Motor vor/zurück
- Ruder links/rechts
- Drehbares Radar
- Funktionsfähiges Radardisplay
- Bewegliche Figur
- abschießbare Rettungsleine
- Soundmodul

Das Modell ist ca. im Maßstab 1:18 gehalten und wurde von mir ca. Mitte der 1990er Jahre aus dem Baukasten der Fa. Billing-Boats erstellt. Billing Boats gibt eigentlich einen Maßstab von 1:20 an. Rechnet man aber die Länge von Original und Modell zueinander um, kommt man auf den Maßstab von 1:18.

Aktuell ist der Bausatz leider nicht mehr erhältlich bzw. nur in der kleinen Ausgabe in 1:40. Der Bausatz enthielt einen Fertigrumpf und Decksteile aus Polystyrol, das Mittelteil des Decks einschließlich der Aufbauten war komplett aus Holz zu erstellen. Da die Qualität des Holzes jedoch nicht sehr gut war und ich Holz für ein Fahrmodell damals nur sehr ungern einsetzte, hatte ich diese Teile komplett aus 1mm starkem ABS angefertigt, was aus heutiger Sicht nach wie vor die richtige Entscheidung war. Bei der Anfertigung der Einzelteile mußte natürlich die geringere Materialstärke berücksichtigt werden.

Dabei wurden auch gleich die Öffnungen auf Deck leicht modifiziert, mit dem Ziel das Modell rauhwassertauglich zu machen. Die vordere Öffnung wurde geringfügig verkleinert, so daß der Schlepppfosten nun fest mit dem Rumpf verbunden ist und nicht mehr auf dem abnehmbaren Teil des Decks steht. Außerdem erhielt der Teil des Decks eine Abdichtung, damit Spritzwasser nicht in den Rumpf gelangen kann. Bei der hinteren Öffnung wurde der Süllrand erhöht. Die vor dem Maschinenhaus befindliche Plicht, bekam links und rechts zwei Abflußröhrchen für überkommendes Wasser. Diese Abflüsse treten unterhalb der Wasserlinie an den Seiten des Rumpfes wieder aus. Als weitere Änderung wurde der vordere Spant zum Backdeck geschlossen, um auch hier das Eindringen von Wasser zu vermeiden.

Im Beschlagsatz, welcher im wesentlichen ganz brauchbar war, befanden sich auch die beiden Stevenrohre mit Wellen. Diese sind komplett aus Messing und haben ein M3-Gewinde. Diese Wellen mögen für ein Standmodell akzeptabel sein, für ein Fahrmodell ist Messing jedoch zu weich. Sie wurden daher durch passende Standardwellen mit M4-Gewinde ausgetauscht. Hier ist außerdem das Angebot an Propellern wesentlich gößer. Die beiliegenden Stevenrohrabstützungen können dabei ohne Probleme verwendet werden.



Als Antrieb dienen zwei Mabuchi 540 (6 Volt), welche über NiMH-Akkus mit insgesamt 6V/11,1 Ah versorgt werden. Die Akkus befinden sich vor den Motoren unter dem Steuerhaus, die komplette RC-Anlage wurde im hinteren Bereich unter dem Maschinenhaus untergebracht. Als Empfängerantenne wird die lange Antenne vor dem Steuerhaus verwendet.

Die Fahrzeit beträgt ca. 30 Minuten mit einem Akkusatz bei Dauervollgas. Die Geschwindigkeit ist recht flott und das Boot macht besonders bei Wellengang sehr viel Spaß. Aufgrund des relativ kurzen Rumpfes läuft das Boot jedoch augenscheinlich nicht ganz so mühelos wie meine „Adolph Bermpohl".

Als Sonderfunktion wurde im Maschinenhaus eine abschießbare Schleppleine eingebaut. Dabei handelt es sich um den Abschußhaken von robbe (Best.Nr. 1559). Die komplette Mechanik wurde einschließlich des Auslöseservos im Maschinenhaus untergebracht. Das Zielen und Treffen mit diesem Haken ist jedoch nicht ganz einfach. Außerdem sollte man sich bei so manchem Modell überlegen, ob man im Notfall tatsächlich diesen „Rettungshaken" abschießt oder ob man den Havaristen nicht lieber vorsichtig anschiebt. Letzteres funktioniert meistens besser.






Nachdem sich das Modell nun schon seit gut 30 Jahren in meinem Besitz befindet, habe ich ihm vor ein paar Jahren neue Propeller aus Messing gegönnt und sie dann gleich bei einer Sturmfahrt auf der Wakenitz in Lübeck getestet. Leider hatte ich keine Kamera dabei. Am 19. März 2022 konnte ich meine Frau trotz der Kälte zu einer kurzen Fotosession überreden und innerhalb weniger Minuten - es war wirklich saukalt! - entstanden die nachfolgenden Fotos.








Bei solchen Bedingungen macht dieses Boot am meisten Spaß und die damals durchgeführten Änderungen zur Verbesserung der Seetüchtigkeit haben sich voll bewährt, da das Boot im Inneren trocken bleibt.


Update 2024 - Erhöhung des Spielwerts

Nachdem ich Anfang 2024 an meiner Bermpohl neue Figuren - eine davon beweglich - eingebaut hatte, wollte ich das auch an diesem Modell machen. Das ganze eskalierte dann jedoch zu einer kleinen Generalüberholung im technischen Bereich und der Überarbeitung des kompletten Steuerstandes.


Einbau einer Wasserkühlung und eines neuen Reglers

Da die Motoren doch immer recht heiß wurden, habe ich eine Wasserkühlung eingebaut. Es wäre sicher sinnvoller gewesen hier aktuelle Motorentechnik in Form von Brushless-Motoren einzubauen, aber dazu hätte ich mich erst einmal intensiver damit beschäftigen müssen. Angesichts des schier riesigen Angebotes an BL-Motoren, hatte ich dazu einfach keine Lust.

Um die Wasserkühlung einbauen zu können, musste ich im Bodenbrett zwei Öffnungen einbringen, damit die Kühlschlangen ausreichend Platz haben. Aufgrund des relativ weichen Holzes war das aber kein großes Problem.



Für den Wasserein- und auslass habe ich Fertigteile von Graupner verwendet, mit denen ich bei meinem Boddenboot bereits gute Erfahrungen gemacht habe. Der Vorteil ist der sehr einfache Einbau, der lediglich zwei Bohrungen erfordert. Innen werden einfach die Schläuche aufgesteckt und mit Kabelbinder gesichert.



Einen neuen Regler habe ich auch eingebaut, da der alte Rokraft Regler doch ständig an seiner Leistungsgrenze betrieben wurde. Als Regler habe ich einen Hobbywing Quicrun WP880 Dual brushed mit 80A Leistung eingebaut. Dieser ist programmierbar und die Regelung der Motoren ist deutlich feinfühliger. Und weil ich gerade dabei war, gabe es auch einen Satz neue Akkus.


Einbau des drehbaren Radars und des Radardisplays
Ich hatte mir vor einiger Zeit mal das Radardisplay von GB-Modellbau gekauft und irgendwie dachte ich, dass das in dem offenen Steuerstand dieses Modells einen guten Blickfang abgeben würde. Ich habe dafür aus ein paar Kunststoffresten ein Gehäuse gebaut und irgendwo lag auch noch ein Radargerät von robbes Berlin herum, welches sehr gut vom Maßstab her passte.

Bei der Gelegenheit habe ich den Steuerstand bzw. das Steuerhaus komplett überarbeitet, u.a. auch aus dem Grund, damit die sitzende Figur hinters Steuerrad passt, aber auch um einige Details zu ergänzen.

Insgesamt wurden folgende Ergänzungen/Änderungen durchgeführt:
 - Steuermannsitz nach vorn gesetzt. Dieser bekam einen neuen Sockel der eine Nachbildung einer Längsverschiebung darstellt.
 - Das Steuerrad bekam eine neue Aufnahme die ich aus Alublech fertigte, da es wegen der Figur etwas höher gesetzt werden musste.
 - Neue Instrumente mit neuer Grundplatte
 - Funkgerät ergänzt
 - Metallgitter auf dem Boden ergänzt
 - Feuerlöscher ergänzt
 - Handläufe an der Außenseite ergänzt
 - Lampenborde der Seitenlaternen ergänzt
 - seitliche Stufen aus Metalgitter angefertigt
 - Alle Befestigungen durch Seckskant-Schrauben-Imitate ergänzt







Um die Zuleitung vom Display zur Elektronik zu ermöglichen habe ich im Steuerstand rechts auf der Innenseite eine doppelte Wand eingezogen. Dazu musste die dortige Ablage vorsichtig entfernt und angepasst werden. Die doppelte Wand ist nur geklemmt, sodass ich jederzeit an die Leitungen komme. Auch die Leitung für den Radarmotor verläuft dort. Die eigentliche Elektronik sitzt unter Deck unter einer Abdeckung. Dort laufen auch die Kabel für die Temperatursensoren der Motoren zusammen.



Eine Mannschaft geht an Bord
Zum Zeitpunkt des Baus in den 1990er Jahren gab es nicht wirklich gute und passende Figuren für den Modellbau. In bestimmten Maßstäben konnte man Figuren aus dem Plastikmodellbau verwenden, in dem Maßstab gab es die Biegefiguren von Wedico, die aber irgendwie immer nach Puppenstube aussahen. So hatte ich eine spärliche Figur, die aber nicht nur ziemlich verloren auf Deck rumstand, sondern im Maßstab 1:20 auch viel zu klein war.

Beim Stöbern im Internet fand ich dann Anfang 2024 Figuren im Maßstab 1:18. Die waren zwar eigentlich gedacht für ein Lifeboat der RNLI, aber da sie unlackiert waren, wäre eine Anpassung nicht sonderlich schwierig, wenn man es dann auch nicht ganz so genau mit der korrekten Darstellung der persönlichen Schutzkleidung der US-Coast-Guard nimmt. In dem Set waren 8 Figuren enthalten, die man auch alle einzeln bestellen konnte. Da ich mich aber nicht so recht entscheiden konnte, habe ich das komplette Set bestellt.

Eine der Figuren hat dabei ein Fernglas an den Augen und irgendwie kam mir die Idee, diese, wie auch bei meiner Bermpohl, beweglich zu gestalten. Dazu musste der arme Kerl fast vollständig in Einzelteile zerlegt werden, aber am Ende hat alles wie gedacht funktioniert. Am schwierigsten war es den richtigen Drehpunkt für die Arme zu finden, damit das Fernglas am Ende auch vor den Augen landet und nicht am Kinn oder der Stirn. Die Ansteuerung erfolgt durch ein kleines Servo direkt unter Deck. Da es zu schnell war habe ich noch einen Verzögerungsbaustein zwischen Servo und Empfänger eingebaut.



Hier ein Video der Fernglasfunktion:

 

Auch einige der anderen Figuren mussten in ihren Haltungen angepasst werden. So kam die sitzende Figur doch recht breitbeinig daher und passte nicht auf den Sitz. Aber auch die Armhaltungen mussten angepasst werden. Die Helme hatten in der Mitte eine Erhöhung die noch entfernt werden musste, das bei den amerikanischen Kollegen nicht der Fall ist.

Die Bemalung war dann relativ zeitaufwändig. Durch die Verwendung vieler verschiedenen Farben konnte immer nur in kleinen Schritten gearbeitet werden und immer wieder musste korrigiert werden, da so manches Mal die Farbe an der falschen Stelle landete. Aber nach knapp vier Wochen war es dann geschafft und mein 44ft-Lifeboat erstrahlte im neuen Glanz. Durch die Mannschaft ergibt sich nun ein ganz anderer Gesamteindruck, der das Modell deutlich interessanter macht.





Besonders auffällig ist natürlich die Figur mit Rettungsring auf dem Vordeck. Auf einem der oberen Fotos ist zu sehen, dass die Leine des Rettungsrings sehr gleichmäßig und eng anliegend ist. Das gefiel mir in dem Maßstab so überhaupt nicht, sodass sie entfernt und zum Schluss durch eine echte Leine ersetzt wurde. Der Schriftzug wurde am PC erstellt, auf Decalfolie gedruckt und mit Klarlack geschützt. Die weißen Streifen sind aus einem Textilklebeband hergestellt worden.




Die Figuren wurden alle mit doppelseitigen Klebeband befestigt. Soweit möglich erfolgte eine zusätzliche Sicherung mit einem dünnen Nylonfaden. Der sitzende Steuermann wurde mit Spiegelklebeband auf dem Sitz befestigt.

Die amerikanischen Flaggen an den Oberarmen hatte ich dagegen nur auf normales Papier gedruckt, mit dünnem doppelseitigen Klebeband angebracht und ebenfalls mit Klarlack geschützt. Hier finde ich es nicht störend, dass die Flaggen etwas auftragen, da es bei den Originalen ja durchaus auch so ist.

Zum Abschluss konnte dann noch das Soundmodul eingebaut werden.




Hier noch ein Video welches alle Funktionen und Geräusche zeigt.