Die Lackierung

 

Ein großes Augenmerk möchte ich auf die Lackierung eines Modells richten. Das sogenannte "Finish" gehört mit zu den letzten Schritten, und entscheided über den Gesamteindruck des Modells. Man kann noch so sauber bauen, aber eine schlechte Lackierung wertet ein Modell deutlich herab.

Ich werde oftmals gefragt, ob meine Modelle mit der Spritzpistole lackiert wurden. Ich empfinde es immer als großes Kompliment, denn alle meine Modelle werden mit dem Pinsel lackiert. Der Grund liegt einfach in den fehlenden Räumlichkeiten. Jeder der mal Farbe mit einer Spraydose aufgetragen hat, weiß was dabei für ein Farbnebel entstehen kann. Da ich ausschließlich im Wohnbereich baue und lackiere, ist der Farbauftrag mit der Spritzpistole oder der Spraydose also ausgeschlossen. Man kann natürlich auch im Freien arbeiten, ist dann aber abhängig von den Temperaturen. Denn man sollte Farbe nie bei zu kühlen Temperaturen auftragen, da sie dazu neigt zu gerinnen.


Ein sauberer Farbauftrag mit dem Pinsel ist jedoch keine Hexerei, man muß vorab nur ein paar Dinge beachten. Da ist zunächst einmal eine gründliche ...

...Vorbereitung erforderlich. Dazu muß die zu lackierende Oberfläche entsprechend behandelt werden. Im Falle von Holz, empfiehlt sich ein Vorbehandlung mit Füller und/oder Haftgrund. Bei Kunststoffen entfällt diese Prozedur. Hier ist ein vorhergehendes gründliches Anschleifen (Schleifpapier mit Körnung 400 - 600) ausreichend. Danach muß der Schleifstaub natürlich mit einem feuchten Lappen abgewischt werden. Kunststoffe sollte man vor dem Lackieren niemals mit einem trockenen Lappen reinigen. Das Material neigt zur statischen Aufladung, was dazu führt, daß die Farbe regelrecht vom Pinsel auf die Oberfläche gezogen wird. Metall sollte von Fett- und Lötrückständen gereinigt werden.


Das wichtigste Werkzeug beim Lackieren ist natürlich der Pinsel. Hier sollte man nicht irgendeinen Borstenpinsel, oder gar ein im Wasser weichgehaltenes Exemplar verwenden. Solche Dinger taugen vielleicht noch um den Gartenzaun zu streichen, nicht aber um einem Modell den letzten Schliff zu geben.

Für die Details verwende ich in erster Linie die Modellbaupinsel, die man auch in jedem Modellbauladen bekommt. Hier bekommt man auch sehr kleine Größen, um selbst kleinste Teile sauber lackieren zu können. Für die großen Flächen verwende ich sehr gerne Kunsthaarpinsel (z.B. von Simprop). Diese haben gegenüber Naturhaarpinseln den Vorteil, daß sie auch nach mehrmaliger Verwendung noch gut in Form bleiben.

Vor der ersten Benutzung des Pinsels sollte man ihn gründlich auszupfen, damit man später keine Haare in der frisch aufgetragenen Farbe hat. Sollte es dennoch vorkommen, das Haar einfach mit einem kleinen Pinsel abheben und anschließend die Stelle noch einmal überstreichen. Entdeckt man das Haar erst nachdem der Lack getrocknet ist, entfernt man das Haar vorsichtig und schleift mit sehr feinen Schleifpapier die Stelle vorsichtig glatt. Dies mache ich übrigens nach jeder aufgetragenen Lackschicht; sämtliche Staubeinschlüsse und eventuelle "Nasen" werden ausgeschliffen.

Besonders wichtig bei der ganzen Geschichte ist natürlich die Farbe oder der Lack selbst. Ich verwende in der Regel für die kleineren Teile Modellbaufarben (z.B. Revell, Humbrol), welche es in Dosen von ca. 15 ml gibt. Diese Farben haben eine gute Deckkraft und lassen sich gut verarbeiten. Die Auswahl ist auch sehr groß. Für die größeren Flächen, also Rumpf, Deck, Aufbauten, verwende ich in erster Linie Kunstharz-, Alkydharz- oder Emaillelacke. Diese vertragen sich sowohl untereinander, als auch mit Kunststoffen ohne Probleme. Besonders gute Erfahrung habe ich mit GLASURIT-Lacken (die mit dem Papagei) gemacht. Wenn man sich nicht sicher ist ob der Lack auch für Kunststoff geeignet ist, sollte man sicherheitshalber einen Probeanstrich auf etwas Restmaterial durchführen. Auch die Verträglichkeit der Lacke untereinander lieber vorher einmal testen, bevor man dann eine Riesensauerei auf dem Modell hat.

Wichtig ist eine gute Streichfähigkeit des Lackes. Grundsätzlich gilt: lieber zu dünn als zu dick. Wobei die Kunst darin liegt, den Lack so zu verdünnen, daß er weder das eine noch das andere ist. Ein zu dünner Lack neigt zum Laufen, d.h. es besteht die Gefahr, daß sich sogenannte "Nasen" bilden. Ein zu dicker Lack zerfließt nicht vollständig, so daß Riefen - hervorgerufen durch die Pinselhaare - zurückbleiben. Hier muß man einfach ein wenig probieren, und im Laufe der Zeit bekommt man genügend Erfahrung.

Wasserverdünnbare Lacke kann ich aus eigener Erfahrung nicht empfehlen. Das Problem liegt hier in einer gut dosierbaren Verdünnung, auch während des Streichens. Bei kleineren Pannen, z.B. ein Tropfen Farbe an der falschen Stelle, zeigte sich auch, daß sich die Farbe weder mit Wasser noch mit Verdünnung entfernen läßt. Und der von mir verwendete Lack hatte auch noch die unangenehme Eigenschaft nicht vollständig auszuhärten. Selbst nach vielen Wochen war die Oberfläche immer noch weich.

Als Verdünnung verwende ich ausschließlich sogenannten Terpentinersatz. Dieser ist nicht ganz so agressiv und auch die Geruchsbelästigung ist deutlich geringer. Er ist auch gut zum Reinigen der Pinsel geeignet.

Saubere Farbkanten, wie z.B. an der Trennlinie (Wasserlinie) von Über- und Unterwasser- schiff, erhält man durch Abkleben mit Tesafilm. Hier hat die Erfahrung gezeigt, daß man nur das "echte" Tesa verwenden sollte. Billigprodukte haben die unangenehme Eigenschaft, daß der Klebstoff des Films oftmals an der Oberfläche hängen bleibt. Auch ist Tesafilm meist sauberer geschnitten. Isolierband empfiehlt sich nur bei extremen Krümmungen. Es haftet meist nicht so gut, verzieht sich sehr stark und ist meist auch an der Kante unsauber geschnitten.